26.06. - 30.06.2017

yukon territory - ein stück weiter nördlich

Die drei gemeinsamen Wochen mit Leoni, Marc und Sebi vergingen wie im Flug und so müssen wir uns am 26. Juni 2017 von Leoni am Flughafen in Calgary verabschieden, denn heute geht es für sie weiter nach Montreal, während wir anderen drei nach Whitehorse fliegen.

Der Abschied ist mir wieder ziemlich schwer gefallen, da Leoni mir nach diesen drei Wochen, nebst den drei Monaten Sprachaufenthalt in Vancouver, sehr ans Herz gewachsen ist. AM Schluss überreicht sie mir noch ein Couvert; Ein Brief mit einem selbst geschnitzten Holzhärzli und ein Armband sind drin. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet und ich freue mich mega darüber! Danke für diese tolle, unvergessliche Zeit mit dir Leoni - ich werde dich vermissen! 

Nachdem einige Tränen geflossen sind und Leoni ausser Sichtweite, retournieren wir unseren Mietwagen direkt am Flughafen - ohne Probleme zum Glück!

So müssen wir noch einige Stunden am Flughafen absitzen, denn unser Flug geht erst um 14.30 Uhr. 

 

So nutze ich die Zeit und skype mit meiner Mami - jedesmal schön ihre Stimme zu hören!

Nach dem Zwischenstopp in Vancouver, wo wir umsteigen müssen, landen wir um 21 Uhr und nach 10 Stunden Reise- inkl. Wartezeit, endlich in Whitehorse. Ein unglaublich kleiner Flughafen; Nebst unserem Flieger, der sicherlich nicht mehr als 100 Passagiere zählt, erblicke ich nur ein weiteres Flugzeug.

Direkt am Flughafen beziehen wir unseren Mietwagen für die folgenden 15 Tage und machen uns anschliessend auf den Weg in unser Hotel.

Dort angekommen informiert uns die Hotelfachfrau über das Overbooking des Hotels und dass wir aus diesem Grund nicht wie geplant zwei Nächte, sondern nur eine Nacht in diesem Hotel bleiben können. Natürlich haben sie uns ein Zimmer in einem anderen, anscheinend besseren, Hotel gebucht und als kleine Entschädigung erhalten wir das morgige Frühstück umsonst.

 

Während Marc und Sebi hungrig dem McDonalds einen Besuch abstatten, bleibe ich im Hotel zurück und schaue mir die neuen Folgen von meiner Lieblingsserie "Prison Break" an.

Am nächsten Tag, das Wetter ist super, machen wir uns auf den Weg in das Wildlife Preserve wo wir uns die Füsse vertreten und uns die Tiere anschauen, unter anderem ein Luchs (mein Lieblingstier, juhui!) jedoch nur flüchtig, Bisons und Hirsche. Einen Elch sehen wir heute leider nicht, hoffentlich dann aber in Alaska!

Anschliessend an unseren Rundgang setzen wir uns auf eine Bank und essen eine Kleinigkeit bevor wir  zurückkehren und in unser Hotel einchecken. Danach schlendern wir noch etwas in Whitehorse umher und zum Abendessen geht es in ein Restaurant, welches uns von einer Mitarbeiterin des Hotels empfohlen wurde. Während wir auf das Essen warten, spielen wir "Tschau Sepp", wie so oft seit wir herumreisen. 

Für mich gibts heute Lachs mit saisonalem Gemüse und Reis. Bevor ich nach Kanada gekommen bin habe ich Lachs nicht wirklich gemocht, aber durch Leoni, unsere Lachsliebhaberin, bin ich wohl auch endlich auf den Geschmack gekommen. In Alaska werde ich sicherlich noch einige sehr leckere Lachse geniessen dürfen. Hopefully! 

 

Und Pommes und Burger stehen mir sowieso langsam bis zum Hals, was meiner Fitness sicherlich auch nicht schadet, auf eben genanntes zu verzichten :-)

Am nächsten Tag steht uns erneut eine lange Autofahrt bevor. 

Während wir auf dem Highway, wieder einmal viel zu schnell, fahren, passiert etwas sehr Aufregendes: 

Plötzlich macht das Auto vor uns eine Vollbremse und im selben Moment sehen wir den Bären: Er rennt über die Strasse, direkt vor das Auto, welches zum Glück schnell genug reagieren und ausweichen kann. Auf der anderen Strassenseite frisst der Bär gemütlich weiter sein Gras, als wäre nichts geschehen. Wir sind natürlich alle aus dem Häuschen und deshalb bleiben wir auf dem Pannenstreifen stehen. So nah waren wir noch nie an einem Bären dran!

Ein paar Minuten vergehen, und der Bär hat sich nun doch entschieden, dass er lieber wieder auf die andere Strassenseite will und so läuft er direkt, wirklich keinen Meter vor unserem Auto vorbei. Das ganze konnten wir zum Glück mit unseren Handys filmen. 

 

Meine neue GoPro hat leider vor gut einer Woche den Geist aufgegeben - so ärgerlich, habe ich sie mir doch extra für meine Reise gekauft!

Nach gut 6 Stunden Autofahrt erreichen wir dann endlich Dawson City.

 

Dieses süsse Städtchen, an der Grenze Amerikas, aber immer noch zu Kanada gehörend, hat mich vom ersten Moment an gepackt. Ich komme mir vor, als wären wir zurück in die Zeit gereist und im Wilden Westen gelandet; bunt gestrichene Holzhäuser, keine einzige geteerte Strasse und die einheimischen Männer tragen allesamt Cowboyhüte. Als erstes muss ich gleich an meine Mami denken - ihr würde es hier bestimmt auch megamässig gefallen und in diesem Moment wünsche ich mir, sie könnte es mit mir erleben.

Nachdem wir eingecheckt haben, sind wir bereits alle etwas hungrig, und so machen wir uns auch gleich auf den Weg in das Restaurant *Kate's Klondike", welches auch in meinem Reiseführer aufgelistet ist und auch auf Tripadvisor am besten bewertet wurde. Und sowieso, viel Auswahl an Restaurants gibt es hier nicht :D
Während wir unsere Nachos naschen spielen wir auch heute wieder einige Runden "Tschau Sepp" und trinken ein Bier bzw. ein Cider.

 

Zur Hauptspeise habe ich mich nochmals für Lachs entschieden - direkt us dä Region ;)

Auf dem Heimweg hören wir aus einem Pub jemanden Piano spielen und es klingt so cool, dass wir uns das genauer anhören wollen. Kaum haben wir das Lokal betreten, spricht uns eine ältere Dame an und erzählt uns von der Berühmtheit dieses Pubs, aufgrund eines ganz aussergewöhnlichen Cocktails:

 

"Established in 1973, the Sourtoe Cocktail has become a Dawson City tradition and is exactly what it sounds like: an actual human toe that has been dehydrated and preservet in salt is used to garnish a drink of your choice."

 

Erstmal sind wir alle etwas geschockt - Eine echte, mumifizierte Menschenzeh in einem Cocktail? Wie eklig ist das denn?

Wir setzen uns an einen Tisch, spielen Karten und machen uns im Internet schlau über diese merkwürdige Sache. Die einzige Regel besteht darin, dass die Zeh die Lippen berühren muss während man den Shot runterkippt. Und trotzdem sind wir irgendwie doch nicht ganz abgeneigt, denn wir werden wohl nur dieses eine Mal hier in Dawson City sein und dies wäre bestimmt ein Erlebnis, welches wir niemals wieder vergessen und auch noch unseren Kindern erzählen werden. 

Wie ihr euch jetzt wahrscheinlich denken könnt: Yes, we did it!

Und so läuft das ganze ab:

Als erstes holt man sich an der Bar einen Shot, wobei man selber auswählen kann, was man trinken will, er muss jedoch mindestens 40 % Alkohol enthalten. Anschliessend stellt man sich in der Warteschlange an. Ist man an der Reihe, nimmt man gegenüber vom "Sourtoe-Captain" platz und los gehts.

Zuerst muss man der Zeh noch ein Küssli geben und rein mit der Zeh ins Shotglas: Danach folgt der Spruch "You can drink it fast, you can drink it slow. But your lips must touch the toe!"

 

Berührt deine Lippe die Zeh, erhältst du dein Zertifikat, verschluckst du die Zeh, bezahlst du CAD 2500$ Busse.

Echt merkwürdige Vorstellung aber schlussendlich hat es wirklich Spass gemacht, wobei ich davor ziemlich nervös war. Auf jeden Fall haben wir alle drei am Ende alle unser "Sourtoe-Cocktail"-Zertifikat erhalten und sind happy!

Jeden Abend von 21 - 23 Uhr können sich hier in der Sourdough-Bar die Mutigen unter Beweis stellen.

 

 

Für diejenigen, die gerne mehr über diese Tradition lesen wollen, hier ein Link:

 

http://dawsoncity.ca/attraction/sourtoe-cocktail-club/

 

Am nächsten Tag gehen wir in ein Café frühstücken und anschliessend ins Visitor Center um uns zu erkundigen, wie wir uns heute beschäftigen können. Heute ist es zwar ein bisschen bewölkt, "warm" ist es trotzdem. (Warm heisst hier, man kann gut nur mit einem Jäckli auskommen :D)

 

Nach dem Abstecher ins Visitor Center, entscheiden wir uns, Goldwaschen zu gehen, denn hier hat man um das Jahr 1900 das erste Gold gefunden und noch heute schürfen hier Miners dank des derzeit hohen Goldpreises wieder nach Gold.

Nachdem wir unser Equipment, Goldpans und eine Schaufel, gemietet haben, geht es noch knapp 5 km weiter flussabwärts bis wir am Ziel ankommen.

Das Wasser ist sooo kalt und an Gummistiefel haben wir natürlich nicht gedacht. So müssen wir vom Ufer aus unser Glück probieren. 

Während des Goldwaschens, unterhalten wir uns mit einem deutschen Paar, das für ein ganzes Jahr in Kanada unterwegs ist. Sie haben bereits den gestrigen ganzen Tag mit Goldwaschen verbracht und hatten mehr Glück als wir, denn sie haben ca. 10 kleine, wirklich winzige Goldflakes gefunden. Damit ihr euch vorstellen könnt, wir gross ein Flake ist: Etwas grösser als ein Sandkorn, also wirklich winzig.

Ich selber hätte solche Flakes in meiner Goldpan wahrscheinlich nicht mal bemerkt, hätte ich welche drin gehabt.

Sie geben uns Tipps, wie man richtig wäscht und trotzdem haben wir kein Erfolg.

Eigentlich hatten wir auch nicht wirklich Erwartungen, dass wir etwas finden würden, uns ging es mehr um das Erlebnis und die Vorstellung, dass hier vor einem Jahrhundert tausende von Menschen nach Gold gesucht und dieses auch gefunden haben.

 

So gehen wir nach einigen Stunden zurück zu unserem Hotel, laufen ein bisschen herum und enden schlussendlich im selben Restaurant wie gestern. Diesmal esse ich einen Salat - mit Lachs.

Heute Abend steht eine Tanzshow auf dem Programm. In der "Diamond Tooth Gerties Gambling Hall", ein Casino, schwingen jeden Abend junge "CanCan-Girls" ihr Tanzbein.
Auch hier fühlt man sich wieder in die Zeit zurückversetzt. Diese Show wurde in der Zeit des Goldrausches eröffnet und die Tänzerinnen sind alle dementsprechend gekleidet.

Im Laufe des Abends finden insgesamt 3 verschiedene Shows statt; Eine Show um 20.30 Uhr, eine um 10 Uhr und die letzte um Mitternacht, wobei letztere mit Abstand die beste war. Die Zeit zwischen den Shows kann man sich mit Spielen vertreiben: Roulette, Blackjack, Spielautomaten und vieles mehr. Marc macht an den Spielautomaten ca. 30 Dollar Gewinn, ich 5. 

Da Marc und Sebi morgen wieder einige Stunden Autofahren müssen, gehen sie nach der zweiten Show nach Hause. Ich bleibe noch und unterhalte mich mit einem älteren Pärchen aus Manitoba (knapp 4000 km haben sie mit dem Motorrad in drei Tagen hinter sich gelegt!) und schaue mir mit ihnen noch die letzte Show an und trinke noch ein bisschen was. Sauglatt wars!

Die Show hat mir hammermässig gut gefallen, ein absolutes MUST bei einem Besuch in Dawson!

Um 01.00 Uhr mache ich mich dann auf dem Heimweg, bin aber überhaupt nicht müde. Die Tatsache, dass es draussen immer noch so hell ist, als wäre es erst 19.00 Uhr, ist sicher nicht unschuldig daran.

Morgen müssen wir Dawson City leider schon wieder verlassen. Ich hätte es hier auf jeden Fall noch locker 1,2 Tage ausgehalten.

 

Nächster Stopp: Fairbanks